Lebensbedrohliches Sibutramin
- Vor allem in angeblich ganz natürlichen Schlankheitsmitteln – im Internet angeboten als Nahrungsergänzungsmittel - wird immer wieder das verbotene Sibutramin gefunden. In der Regel wird es nicht als Inhaltsstoff angegeben.
- Die Produkte können lebensgefährlich sein.
- Wer solche Produkte genommen hat, sollte sich sicherheitshalber an seinen Arzt wenden.
Was ist Sibutramin?
Der Arzneiwirkstoff Sibutramin wurde bis 2010 als Appetitzügler (Anorektikum) zur Reduktion von starkem Übergewicht (Adipositas) verwendet. Er war nur in einem einzigen, allein auf Rezept erhältlichen Medikament in Europa zugelassen (Deutscher Markenname: REDUCTIL. Wegen der erheblichen Risiken wird Sibutramin seit Januar 2010 weltweit offiziell nicht mehr verkauft.
Allerdings finden nicht nur deutsche Kontrolleure immer wieder Sibutramin und andere verbotene Arzneiwirkstoffe wie das krebserregende Phenolphthalein (früher als Abführmittel verwendet) bei angeblich ganz natürlichen Nahrungsergänzungsmitteln zur Gewichtsreduktion, die übers Internet vertrieben werden. Ein weiterer häufiger gefundener appetitzügelnder Arzneiwirkstoff ist Rimonabant. Hier ruht die Zulassung bereits seit 2007 - ebenfalls wegen schwerer Nebenwirkungen.
In der Regel geben sich die Produkte ein sehr natürliches Image wie "Pulver chinesischer Pflanzen" o.ä. Der Wirkstoff Sibutramin (oder auch Phenolphthalein bzw. Rimonabant) taucht in den Zutatenlisten nicht auf.
Auch die Überwachungsbehörden in den USA und Europa warnen fast täglich vor neuen risikoreichen Präparaten aus dem Internet.
Besonders kritisch: Die Internetprodukte enthalten oft deutlich mehr Sibutramin als früher in den verschreibungspflichtigen Arzneimitteln enthalten war.
Welche Nebenwirkungen gibt es?
Sibutramin kann als Nebenwirkung sowohl Blutdruck als auch Herzfrequenz ("Herzrasen") erheblich erhöhen. Manche Patienten klagen zudem über Mundtrockenheit, Kopfschmerzen und Verstopfung. Der Stoff darf auf keinen Fall eingenommen werden bei nicht oder unzureichend eingestelltem Blutdruck, bei Magersucht, bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten aus der Gruppe der so genannten MAO-Hemmer (Antidepressiva) oder von Appetitzüglern. Selbst unter ärztlicher Kontrolle (als verschreibungspflichtiges Medikament) ist es weltweit zu mindestens 34 Todesfällen in Verbindung mit Sibutramin gekommen.
Außerdem gibt es international eine Reihe von Berichten über (reversible) Gedächtnisstörungen, beeinträchtigtes Erinnerungsvermögen, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit, Sprach- oder Sehstörungen und Migräneattacken.
Weitere Informationen
Eine Übersicht über gepanschte Nahrungsergänzungsmittel bietet das Online-Portal Gute Pillen, schlechte Pillen
Auch das Landeszentrum Gesundheit NRW warnt vor entsprechenden Produkten.
Quellen:
Arznei-telegramm 33 (4): Sibutramin (Reductil) vom Markt – Zumindest in Italien, 2002, S. 42
EMA: Questions and answers on the suspension of medicines containing sibutramine, 21.01.10
Arznei-telegramm 41 (2): Endlich: Appetithemmer Sinbutramin (Reductil) vom Markt, 2010, S. 24