Oft zu viel Jod in Meeresalgen

- Meeresalgenprodukte können gesundheitsschädliche Mengen Jod enthalten.
- Kaufen Sie daher nur solche Meeresalgenprodukte, die eindeutige Angaben zum Jodgehalt und zur maximalen Verzehrmenge enthalten.
- Als Höchstmenge werden 0,5 Milligramm Jod pro Tag empfohlen
- Personen mit Schilddrüsenerkrankungen sollten auf diese Nahrungsergänzungsmittel besser verzichten. Auf jeden Fall Rücksprache mit dem Arzt halten.
- Meeresalgen als Nahrungsergänzung
- Hoher Jodgehalt kann Schilddrüsenfunktion stören
- Angaben und Warnhinweise fehlen
- Immer wieder auffällige Produkte
Meeresalgen als Nahrungsergänzung
Die verschiedensten Algenprodukte werden als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Dazu gehören Süßwasseralgen wie Spirulina oder Chlorella, AFA-Algen und auch verschiedene Meeresalgen-Produkte.
Zu den Meeresalgen gehören Braunalgen wie der Blasentang (Fucus vesiculosus), die Sorten Kombu, Wakame und Hijiki. Oft kommen sie unter dem Sammelnamen "Seetang" in den Handel, Nahrungsergänzungsmittel werden auch oft als Kelp bezeichnet. Angeboten werden aber auch Rotalgen als Flocken oder Kapseln. Diese können besonders viel Jod anreichern, da sich Jod im Meerwasser anreichert und von manchen Algenarten gespeichert wird.
Hoher Jodgehalt kann Schilddrüsenfunktion stören
Deutschland gilt als Jodmangelgebiet. Da liegt es auf der Hand, dass Werbestrategen ein gutes Geschäft mit jodhaltigen Meeresalgen als Nahrungsergänzungsmittel wittern. Doch der Jodgehalt in getrockneten Algen schwankt enorm und liegt zwischen fünf und 11.000 Milligramm pro Kilo.
Als Höchstmenge (Tolerable Upper Intake Level) werden vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) allerdings nur 0,5 Milligramm pro Tag empfohlen! Ein plötzliches Jod-Überangebot kann zum Gesundheitsrisiko werden.
Das BfR hat in den letzten Jahren mehrfach zum Risiko durch Algenprodukte Stellung genommen. In einer aktualisierten Stellungnahme aus dem Juni 2007 weist das BfR darauf hin, dass bei hohen Jodgehalten, beispielhaft wurde ein Produkt mit 506 Milligramm Jod pro Kilogramm getrockneter Algen genannt, bereits der Verzehr von 10 Gramm dieser Alge zu einer "exzessiven Jodaufnahme" führt.
Durch den Jodmangel bilden sich, gerade bei älteren Menschen, in der Schilddrüse häufig kleine autonome Zentren. Werden diese durch ein Überangebot an Jod aktiviert, kann dies zu einer lebensbedrohlichen Schilddrüsenüberfunktion und zu immunologisch bedingten Erkrankungen der Schilddrüse führen. Bei gesunden Menschen mit einer normalen Schilddrüsenfunktion kann ein Überangebot an Jod die Hormonbildung des Körpers hemmen, wodurch eine Schilddrüsenunterfunktion mit Kropf-Bildung entstehen kann.
Angaben und Warnhinweise fehlen
Oft fehlen auf den Produkten Angaben zur verwendeten Algenmenge oder zum Jodgehalt. Eine solche Angabe ist nur dann Pflicht, wenn Lebensmittel einschließlich Nahrungsergänzungsmittel mit dem Hinweis "enthält Jod" oder "reich an Jod" angeboten werden.
Allerdings empfiehlt das BfR, dass jodreiche Algenerzeugnisse (mit 10 bis 20 Milligramm Jod pro Kilogramm) nur mit einem Warnhinweis "eine übermäßige Zufuhr von Jod kann zu Störungen der Schilddrüsenfunktion führen" verkauft werden sollten. Leider fehlt dieser Warnhinweis häufig auf den Produkten.
Immer wieder auffällige Produkte
Die Jodgehalte in getrockneten Algen- und Seetang-Produkten liegen laut BfR zwischen 5 und 11.000 mg pro Kilogramm Trockengewicht. Zuletzt hat das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart getrocknete Algenprodukte hinsichtlich ihres Jodgehaltes und ggf. wegen fehlender Warnhinweise bemängelt bzw. Produktrückrufe veranlasst.
Auf dem Internetportal www.lebensmittelwarnung.de sowie im Europäischen Schnellwarnsystem RASFF wird immer wieder vor Produkten mit erhöhtem Jodgehalt gewarnt.
- Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen sollten auf den Verzehr von Nahrungsergänzungsmitteln mit Meeresalgen verzichten.
- Alle anderen sollten nur solche Meeresalgenprodukte kaufen, die eindeutige Angaben zum Jodgehalt und zur maximalen Verzehrsmenge enthalten.
- Seien Sie besonders vorsichtig bei Produkten, die aus dem außereuropäischen Ausland stammen.
- Eine sichere Jodzufuhr ist mit jodiertem Speisesalz (in normalen Mengen) und Meeresfisch möglich. Auch Milch kann als Jodquelle genannt werden.
Quellen:
A. Domke, R. Großklaus, B. Niemann, H. Przyrembel, K. Richter, E. Schmidt, A. Weißenborn, B. Wörner, R. Ziegenhagen: Verwendung von Mineralstoffen in Lebensmitteln. Toxikologische und ernährungsphysiologische Aspekte Teil II. Bfr, 2004, S. 209ff
Gesundheitliche Risiken durch zu hohen Jodgehalt in getrockneten Algen. Aktualisierte Stellungnahme Nr. 026/2007 des BfR vom 22. Juni 2004, aktualisiert am 12.06.2007
K. Zietemann, H. Bauer-Aymanns: Hoher Jodgehalt in Algenprodukten kann gefährlich werden. CVUA Stuttgart, Stand: 10.08.2015 (abgerufen am 02.12.16)
www.lebensmittelwarnung.de (abgerufen am 02.12.16)