Kudzu – die asiatische Hülsenfrucht

Stand: 20.03.2017    Drucken
Kudzu soll Wechsel­jahrsbeschwerden lindern und bei der Alkohol- und Rauchentwöhnung helfen. Bei der gesundheitlichen Bewertung kudzuhaltiger Nahrungsergänzungsmittel sind allerdings noch viele Fragen offen.
Achtung! Kann der Gesundheit schaden!Das Wichtigste in Kürze:
  • Kudzu wird als Nahrungsergänzung für die Alkohol- und Rauchentwöhnung, zur Linderung von Wechsel­jahrsbeschwerden oder für Sportler angeboten.
  • Eine abschließende gesundheitliche Bewertung ist mangels Daten und vieler ungeklärter Fragen nicht möglich.
  • Frauen, die an einem östrogenabhängigen Brust-oder Gebärmutterkrebs erkrankt sind oder erkrankt waren, sollten ohne Rücksprache mit ihrem Arzt auf keinen Fall kudzuhaltige Nahrungsergänzungsmittel verwenden.

Was steckt hinter der Werbung zu Kudzu?

Blühende Kudzu-Pflanze  Foto: kogamomama/fotolia
Foto: kogamomama / Fotolia.com

Angepriesen wird Kudzu mit Aussagen wie zum Beispiel "Verbessert die Durchblutung", "hilft der Verdauung", "lindert Wechseljahrs­beschwerden" oder "reduziert Muskelschmerzen und Steifheit". Des Weiteren soll Kudzu bei der Alkohol- und Rauchentwöhnung helfen.

Kudzuwurzelpulver und -extrakte werden vor allem im Internet, aber auch in Apotheken als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Die auf den Produkten aufgeführten Werbeaussagen beruhen meist auf traditionellen Überlieferungen – wissenschaftlich bewiesen sind sie nicht. Auch die ersten kleinen Studien, die in Internetportalen erwähnt werden, stellen keinen ausreichend wissenschaftlichen Beweis dar. Werbeaussagen, die arzneiliche Wirkungen beschreiben, sind für Lebensmittel, zu denen auch Nahrungsergänzungsmittel gehören, gemäß der gesetzlichen Bestimmungen (Art. 7 Lebensmittel­informations­verordnung) sowieso nicht erlaubt.

Was ist Kudzu?

Kudzu (Pueraria lobata), auch Kudzu-Bohne oder Kopouwurzel, ist eine asiatische Hülsenfruchtpflanze (Leguminose). Die Kudzuwurzel bildet sehr lange und bis zu 35 Kilogramm schwere, essbare Ausläufer/Knollen, die Stärke enthalten. In Japan werden sie gegart gegessen oder als Stärkelieferant, zum Beispiel für Nudeln und Verdickungsmittel genutzt. Als Nahrungs­ergänzungsmittel wird meist das (gefriergetrocknete) Wurzelpulver in Kapselform angeboten, aber auch nicht näher definierte Extrakte sind auf dem Markt.

Welche Inhaltsstoffe sind in Kudzu enthalten?

In der Kudzu Wurzel befinden sich sogenannte Isoflavone, insbesondere Daidzein, Puerarin und Daidzin. Isoflavone sind sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die ebenfalls in Sojabohnen, aber auch in Rotklee vorkommen. Die Struktur der Isoflavone ähnelt der des menschlichen Hormons Östrogen, weshalb es auch als Phytoöstrogen bezeichnet wird.

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung werden bei der Verwendung von Kudzu Wurzel Extrakten – wie sie bei der Nahrungsergänzung eingesetzt werden - mehr als 290 mg Isoflavone pro Tag zusätzlich zur normalen Ernährung aufgenommen. Die übliche Aufnahmemenge für Isoflavone liegt bei 2 mg/Tag. Daher führt die Verwendung solcher Nahrungs­ergänzungsmittel zu einer mindestens 50-fach erhöhten Aufnahme an Isoflavonen, im Extremfall sogar zu einer 450-fach höheren Aufnahme.

Auf was sollte ich bei der Verwendung isoflavonhaltiger Produkte achten?

Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ist auf Grundlage der vorliegenden wissenschaftlichen Daten ein gesundheitliches Risiko insbesondere bei längerfristigem Verzehr von Kudzu-Wurzeln und deren Zubereitungen nicht auszuschließen. Unklarheit besteht zum Beispiel bezüglich einer möglichen Wechselwirkung mit bestimmten Enzymen und Arzneistoffen, des Dosisbereichs, in dem pharmakologische und toxische Wirkungen auftreten, der östrogenen Effekte durch die enthaltenen Isoflavone, des Einflusses auf Wachstums- und Schilddrüsenhormone sowie der Wirkung zusammen mit Alkohol.

Achten Sie auf die vom Hersteller empfohlene Tagesdosis, denn nur für diese Menge haftet dieser für die Sicherheit. Frauen, die an einem östrogen­abhängigen Brust- oder Gebärmutterkrebs erkrankt sind oder erkrankt waren, sollten ohne Rücksprache mit ihrem Arzt auf keinen Fall kudzuhaltige oder andere isoflavonhaltige Nahrungs­ergänzungsmittel verwenden. Schwangere, Stillende und Kinder sollten von der Verwendung solcher Produkte absehen.

Ob ein kudzuhaltiges Nahrungs­ergänzungsmittel in Deutschland verkauft werden darf, wird durch die Lebensmittel­überwachung in den Bundesländern bei stichprobenartigen Kontrollen entschieden. Kudzu-Wurzel, -Blüten und -Blätter in Nahrungsergänzungsmitteln sind im Sinne der Novel-Food-Verordnung (EU) Nr. 2015/2283 zwar nicht neuartig - diese Aussage betrifft jedoch nicht alle Extrakte hieraus. Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofes wurde ein Nahrungsergänzungsmittel mit einem Trockenextrakt aus der Wurzel der Kudzu-Pflanze als neuartig angesehen und darf demzufolge nur nach Zulassung als neuartiges Lebensmittel verkauft werden.

Wenn Sie Fragen zu der Sicherheit eines Produkts haben, wenden Sie sich an die örtlich zuständige Lebensmittel­überwachungsbehörde. Hier finden Sie eine Übersicht der Landesministerien und Senatsverwaltungen in den Bundesländern.

Tipp
Unser Tipp: Bei einer pflanzenreichen und abwechslungsreichen Kost, die bei guter Verträglichkeit auch Sojaprodukte enthalten kann, werden neben Phytoöstrogenen noch viele weitere wertvolle Nahrungsinhaltsstoffe wie beispielsweise weitere sekundäre Pflanzenstoffe, Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe aufgenommen.

Quellen:


Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Risikobewertung von Pflanzen und pflanzlichen Zubereitungen. 2., ergänzte Auflage 2013. Zugriff: 2.11.2016

BGH-Urteil vom 16. April 2015 · Az. I ZR 27/14 (Bohnengewächsextrakt).