Vitamin B12-Ergänzung für Blutbildung, Nervenfunktion und Immunsystem?

- Vitamin B12 ist für Zellteilung, Blutbildung und Nervenfunktion wichtig.
- Ein Vitamin B12-Mangel ist selten, die meisten Menschen sind mehr als ausreichend versorgt.
- Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin B12 sind für gesunde Menschen in der Regel überflüssig.
- Eine Ausnahme bilden Veganer - diese müssen Vitamin B12 ergänzen.
- Was steckt hinter der Werbung zu Vitamin B12?
- Wofür braucht der Körper Vitamin B12?
- Kann ich meinen Tagesbedarf über die Nahrung decken?
- Worauf sollte ich bei der Verwendung von Vitamin B12 achten?
Was steckt hinter der Werbung zu Vitamin B12?
Immer wieder hört man von einem weit verbreiteten Vitamin B12-Mangel in der Bevölkerung. Wissenschaftliche Belege für diese Behauptungen gibt es keine. Sowohl Berechnungen zur Vitamin B12-Versorgung als auch Untersuchungen im Blut zeigten, dass ein Vitamin B12-Mangel selten ist. In der Regel führt die westliche Ernährungsweise mit einem hohen Anteil an tierischen Lebensmitteln eher zu einer Vitamin B12-Überversorgung.
Erlaubt sind für Vitamin B12-Produkte wie für alle anderen Vitamine nur gesundheitsbezogene Aussagen, die in der Health Claims-Verordnung festgelegt sind. Diese beziehen sich fast ausschließlich auf die Aufrechterhaltung der normalen Körperfunktionen, zum Beispiel:
- "Vitamin B12 trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei"
- "Vitamin B12 trägt zu einer normalen Funktion des Nervensystems bei"
- "Vitamin B12 trägt zur normalen psychischen Funktion bei"
Irreführende Aussagen, die zum Beispiel mehr Energie, ein besseres Denkvermögen und guten Schlaf bei Einnahme von Vitamin B12 versprechen, sind nicht erlaubt. Das ergab ein Urteil des Landgericht Berlin.
Wofür braucht der Körper Vitamin B12?
Vitamin B12 ist im Grunde genommen kein einzelnes Vitamin. Vielmehr verbirgt sich dahinter eine Gruppe von Vitaminen, die "Cobalamine" genannt werden. Eine wichtige Rolle spielen die Cobalamine beim Abbau von bestimmten Fettsäuren. Weiterhin hat Vitamin B12 eine Schlüsselfunktion bei dem Stoffwechsel der Folsäure und ist somit an der Blutbildung beteiligt.
Jugendlichen und Erwachsenen ab 15 Jahren wird eine tägliche Vitamin B12-Zufuhr von 3 µg empfohlen. Schwangere und Stillende benötigen mit 3,5 µg bzw. 4 µg pro Tag eine etwas höhere Menge des Vitamins.
Kann ich meinen Tagesbedarf über die Nahrung decken?
Zwar stellen Bakterien im Dickdarm Vitamin B12 her, dieses ist allerdings für den menschlichen Organismus nicht ausreichend nutzbar. Aus diesem Grund sind wir auf Vitamin B12 aus der Nahrung zwingend angewiesen. Dort findet man es in tierischen Lebensmitteln wie Leber, Muskelfleisch, Fisch und Eier. Veganer, die überhaupt keine tierischen Lebensmittel zu sich nehmen und somit auf die wichtigsten Vitamin B12-Lieferanten verzichten, sollten deshalb Vitamin B12 über Nahrungsergänzungsmittel zuführen.
Möglicherweise kommen auch sehr geringe Mengen B12 in vergorenen Lebensmitteln wie Sauerkraut, milchsauren Gemüsen oder fermentierten Sojaprodukten vor. Diese reichen aber nicht aus, um die Versorgung sicherzustellen. Ein Vitamin B12-Gehalt darf bei Lebensmitteln nur ausgelobt werden, wenn 100 Gramm des Lebensmittels mindestens 0,375 µg B12 (15 % des Nährstoffbezugswerts) enthalten sind.
Cyanobakterien wie Spirulina oder AFA-Algen können Vitamin B12 herstellen. Hierbei handelt es sich jedoch nach Angaben des Max-Rubner-Instituts weitestgehend um eine für den Menschen nicht nutzbare Vitamin B12-Form (Pseudovitamin). Nahrungsergänzungsmittel mit diesen Algen sind also keine geeignete B12-Quelle. Mikroalgen wie Chlorella dagegen können zwar selber kein Vitamin B12 synthetisieren, sind aber in der Lage, eine für den Menschen bioverfügbare Vitamin B12-Form aus der Umgebung aufzunehmen und anzureichern.
Mit 1-2 Gramm getrockneter Chlorella vulgaris könnte möglicherweise der Tagesbedarf eines Erwachsenen gedeckt werden. Eine finnische Studie hat gezeigt, dass Veganer, die Chlorella und/oder die Makroalge Nori über einen langen Zeitraum verzehrt haben, einen 2-fach höheren Vitamin B12-Serumspiegel als die Kontrollgruppe von Veganern hatte.
Bei der Aufnahme von Vitamin B12 im Organismus gibt es eine Besonderheit: In der Magenschleimhaut wird der sogenannte "Intrinsic-Faktor" gebildet, der sich mit Vitamin B12 zu einem Komplex verbindet. Nur so kann das empfindliche Vitamin im Dünndarm aufgenommen werden. Es würde ansonsten bei der Verdauung zerstört werden. Ein Vitamin B12-Mangel hängt meistens damit zusammen, dass dieser Intrinsic-Faktor nicht gebildet werden kann. Ursachen dafür können eine Magenentfernung oder chronische Magenschleimhautentzündung sein. Besonders ältere Personen ab 65 Jahren sind hiervon häufiger betroffen.
Da Vitamin B12 in Mengen von 2 mg bis 5 mg in der Leber gespeichert wird, macht sich ein Mangel oft erst nach Jahren bemerkbar. Dann kann es zur sogenannten "Blutarmut" kommen. Dabei verändern sich die Blutkörperchen in Größe und Aussehen. Spürbare Symptome einer Blutarmut sind Blässe, Müdigkeit, Kribbeln sowie Taubheitsgefühle.
Unbehandelt kann ein Vitamin B12-Mangel zu Schädigungen des Nervensystems führen. Personen, die den Intrinsic-Faktor nicht in ausreichender Menge bilden können, werden in der Regel mit einmaligen hohen Dosen Vitamin B12 (1 mg) (intramuskuläre Spritze) therapiert. Wird eine Spritze abgelehnt, kann eventuell auch eine tägliche Vitamin B12 Tablette in ausreichend hoher Dosierung (1000 µg/d) eine Alternative sein - dies sollte aber mit dem Arzt abgesprochen sein.
Bei gesunden Menschen kommt ein Vitamin B12-Mangel so gut wie nie vor. Zum einen liegt das daran, dass der Anteil tierischer Lebensmittel in der westlichen Ernährungsweise sehr hoch ist. Zum anderen wird bei gesunden Menschen ein Großteil des im Körper vorhandenen Vitamin B12 nicht im Verdauungsprozess ausgeschieden, sondern immer wieder zurück-geholt. Deshalb wird auch bei sehr einseitiger Ernährung ein Mangel erst nach vielen Jahren sichtbar.
Worauf sollte ich bei der Verwendung von Vitamin B12 achten?
In den meisten Vitamin-B12-Produkten wird Cyanocobalamin verwendet. Es wird von Mikroorganismen wie E.Coli-Bakterien, Pseudomonas denitrificans oder Propionibakterien (teilweise gentechnisch verändert) gebildet, kann aber auch (teurer) synthetisch hergestellt werden. Cyanocobalamin ist damit auch für Vegetarier und Veganer geeignet.
Bio-Nahrungsergänzungsmittel mit Cyanocobalamin gibt es nicht. Als Alternativen werden daher oft Nahrungsergänzungsmittel auf Algenbasis angeboten. Spirulina-Produkte enthalten in der Regel Vitamin B12-Analoga ohne Vitaminwirksamkeit. Bei Produkten auf Chlorella-Basis sollte man sicherheitshalber beim Hersteller nach der Bioverfügbarkeit des B12 fragen.
Schädliche Folgen bei einer Überdosierung sind bisher nicht bekannt. Überflüssiges Vitamin B12 wird vom Körper ausgeschieden. Hohe Dosen in Nahrungsergänzungsmitteln machen daher bei gesunden Personen nicht viel Sinn. Das Bundesinstitut für Risikobewertung schlägt einen Höchstgehalt von 25 µg pro Tag in Nahrungsergänzungsmitteln vor.
- Cyanocobalamin
- Hydroxocobalamin
- 5’-Desoxyadenosylcobalamin
- Methylcobalamin
Quellen:
Weißenborn A. et al.: Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln. J Consum Prot Food Saf (2018). Online publiziert am 04.01.2018
Biesalski, H.., Bischoff, S., Puchstein, C. (2010). Ernährungsmedizin. Georg Thieme Verlag: Stuttgart/New York.
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Richter M, Boeing H, Grünewald-Funk D, et al. (2016). Vegane Ernährung: Position der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Ernahrungs Umschau 63(4): 92-102.
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Pers. Mitteilung Max-Rubner-Institut vom 24.5.2016
Trumpp J; Dittrich K (2016): Wo kommt das Vitamin B12 in Nahrungsergänzungen her? ugb forum (3): 148-9