Vitaminprodukte: Viel hilft viel – stimmt das?

Stand: 12.01.2017    Drucken
Vitamine sind lebenswichtig. Vitaminprodukte in Brausetablette- oder Pillenform können aber bei falscher Dosierung zu körperlichem Schaden führen.
Auf die Dosis kommt es anDas Wichtigste in Kürze:

  • Der Tagesbedarf an Vitaminen lässt sich durch eine ausgewogene und abwechslungs­reiche Ernährung decken.

  • Eine unnatürlich hohe Gabe isolierter Vitamine ist meist nicht nötig und kann zu Gesundheits­schäden führen.

  • Vitaminprodukte können für bestimmte Personengruppen sinnvoll sein, aber nur nach Absprache mit dem Arzt.

Was steckt hinter der Werbung zu Vitaminprodukten?

Zitrone und Vitamin C-Präparat
Foto: Kasiam/iStockphoto

Die Produktwerbung suggeriert häufig, dass selbst Menschen, die regelmäßig Gemüse und Obst essen, nicht ausreichend mit Vitaminen oder Mineralstoffen versorgt seien. Dabei wird gerne auf ausgelaugte Böden und geringere Nährstoffgehalte "als früher" verwiesen. Die Mengen an Obst und Gemüse, die deshalb angeblich gegessen werden sollen, sind oft maßlos übertrieben. Tatsächlich sind die Böden nicht ausgelaugt, im Vergleich zu früher wird ihr Nährstoffgehalt von Experten in ganz Europa sogar höher eingestuft.

Auch ein Vitaminmangel durch ungünstige Ernährungs- und Lebensgewohnheiten ist eher selten. Tatsächlich ist die überwiegende Zahl der Menschen in Deutschland mit Vitaminen ausreichend versorgt. Vitaminmangel und dadurch bedingte Krankheiten kommen in Deutschland äußerst selten vor. Studien, die belegen würden, dass eine "Extraportion Vitamine" in Form von Nahrungsergänzungsmitteln die Folgen eines ungünstigen Ernährungsverhaltens ausgleichen und vor Krankheiten schützen kann, fehlen.

In der Verordnung zu Nahrungsergänzungsmitteln ist geregelt, dass mit der Behauptung "mit einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung könne der normale Vitamin- und Mineralstoff­bedarf nicht gedeckt werden" nicht geworben werden darf. Des Weiteren ist der Hinweis "darf nicht als Ersatz für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung verwendet werden" verpflichtend auf den Produkten. Details über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben sind in der sogenannten Health-Claims-Verordnung geregelt.

Wofür braucht der Körper Vitamine?

Vitamine sind lebensnotwendig, denn ohne sie wären viele Körperfunktionen überhaupt nicht möglich. Hinter den Vitaminen verbirgt sich eine große Gruppe von organischen Substanzen, die der menschliche Organismus in der Regel nicht selber produzieren kann, die der Körper aber für den reibungslosen Ablauf seiner Stoffwechselvorgänge dringend benötigt. So sind manche Vitamine für den Fettstoffwechsel unerlässlich, andere wiederum sind an der Bildung von Körpergewebe, Blut oder Knochen beteiligt.

Nach ihren jeweiligen Eigenschaften werden sie in fettlösliche (Vitamin A, D, E und K) und wasserlösliche Vitamine (Vitamine der B-Gruppe und Vitamin C) unterteilt. Außerdem existiert für jedes Vitamin noch ein spezifischer, wissenschaftlicher Name. Bei einigen Vitaminen gibt es Vorstufen (Provitamine), die der Körper in die aktive Vitaminform umwandeln kann.

Kann ich meinen Vitaminbedarf über die Nahrung decken?

Um unseren Körper ausreichend mit den lebenswichtigen Vitaminen zu versorgen, genügt in der Regel eine ausgewogene Ernährung - auch wenn gerne anderes behauptet wird. Wer weiß, in welchen Nahrungsmitteln besonders viele Vitamine stecken, kann sein Essverhalten ganz leicht danach ausrichten. Der einfachste Ratschlag lautet: möglichst vielfältig und bunt essen, täglich drei Portionen Gemüse (ca. 400 g für Erwachsene) und zwei Portionen Obst (ca. 250 g) sowie Milch- und Vollkornprodukte berücksichtigen. Dann klappt’s auch mit den Vitaminen.

Ein Zuviel durch Lebensmittel ist bei einer gemischten Kost nicht möglich. Einzige Ausnahme: Schwangere sollen wegen einer möglicherweise zu großen Vitamin-A-Menge keine Innereien essen. Ernährung alleine macht es aber nicht: tägliche Bewegung an frischer Luft tut generell gut und fördert die körpereigene Produktion von Vitamin D.

Bei einigen Bevölkerungs­gruppen kann eine gezielte Ergänzung der Ernährung mit einzelnen Vitaminen sinnvoll sein, die genaue Dosierung sollte aber mit einem Arzt abgesprochen sein. Sogenannte Risikogruppen sind Neugeborene, Säuglinge, Frauen, die schwanger werden wollen und Menschen, die sich nicht oder kaum im Freien aufhalten.

Worauf sollte ich bei der Verwendung von Vitaminprodukten achten?

So unerlässlich Vitamine auch für den menschlichen Körper sind, so gefährlich kann die Einnahme von hochdosierten Monoprodukten – Nahrungsergänzungsmitteln mit nur einem Nährstoff – sein, die in Pillenform oder als Brausetabletten angeboten werden. Eine überhöhte Menge solcher Produkte über einen längeren Zeitraum kann in manchen Fällen dem Organismus eher schaden als nutzen. So kann beispielsweise eine Überdosis an Vitamin D zu Vergiftungs­erscheinungen führen oder die Verkalkung von Herz, Niere oder Lunge fördern. Durch zu viel Vitamin A kann sich die Haut verändern, können Haarausfall oder Kopfschmerzen auftreten. Und Schwangere können schlimmstenfalls Fehlgeburten haben oder missgebildete Kinder gebären.

Auf allen Verpackungen muss angegeben werden, wie viel Prozent der Nährstoffbezugswerte für die verschiedenen Vitamine durch das Produkt pro Tag gedeckt werden. Immer 100 Prozent oder sogar mehr erreichen zu wollen, ist nicht sinnvoll, kann sogar gefährlich werden. Die vorgesehene Dosierung sollte keinesfalls überschritten werden; denn der Hersteller muss die Sicherheit des Produkts nur für die von ihm beschriebene Anwendung garantieren.

Tipp
  • Lassen Sie sich durch Werbung nicht verunsichern.
  • Achten Sie auf eine möglichst ausgewogene und "bunte" Ernährung, um Ihren täglichen Vitaminbedarf zu decken.
  • Falls Sie einen Mangel vermuten, fragen Sie Ihren Arzt.



Quellen:



DGE: Deutschland ist kein Vitaminmangelland. Presseinformation: Presse, DGE aus der Wissenschaft 02/2012 vom 17. Juli

DGE: 5 am Tag

BfR: Vitamin D Ausgewählte Fragen und Antworten

BfR: Verwendung von Vitaminen in Lebensmitteln (2004)