Beta-Carotin-Kapseln: Allenfalls geringfügiger Sonnenschutz

- Beta-Carotin kann das Eincremen mit einem Sonnenschutzmittel mit
geeignetem Lichtschutzfaktor nicht ersetzen, allenfalls ergänzen. - Bei Rauchern steigt mit der erhöhten isolierten Verwendung von Beta-Carotin das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken.
- Der Warnhinweis "Nicht für Raucher und zur langfristigen Einnahme gedacht" fehlt bei hochdosierten Produkten häufig.
- Was steckt hinter der Werbung von Beta-Carotin Kapseln?
- Was ist Beta-Carotin?
- Auf was sollte ich bei der Verwendung von Beta-Carotin achten?
Was steckt hinter der Werbung von Beta-Carotin Kapseln?
Natürlichen Sonnenschutz von innen – diesen Effekt versprechen die Hersteller von Beta-Carotin-Kapseln. Doch die Pillen, die im stationären Handel und im Internet als Nahrungsergänzungsmittel unter Bezeichnungen wie etwa "Sonnen-Vitamine", "Hautschutzkapseln" oder "Sonnen-Brause" angeboten werden, bieten keinen umfassenden Schutz vor schädlichen UV-Strahlen. Sie können das Eincremen mit einem Sonnenschutzmittel mit geeignetem Lichtschutzfaktor nicht ersetzen, sondern allenfalls ergänzen.
Dass die Haut durch die Aufnahme von Beta-Carotin einen wirksamen natürlichen Schutzschirm gegen eine schädliche UV-Sonneneinstrahlung aufbaut, ist wissenschaftlich nicht ausreichend erwiesen. Bei den wenigen, kleinen Studien die einen positiven Nutzen zeigen konnten, war eine mindestens 10-wöchige Einnahme von mehr als 20 Milligramm Beta-Carotin pro Tag notwendig.
Nach den Erkenntnissen der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA bietet Beta-Carotin der Haut keinen Schutz vor UV-Strahlung/Sonne. Die EFSA hat deshalb den Hersteller-Antrag, mit Sonnenschutz-Argumenten (Health Claim) werben zu dürfen, als wissenschaftlich nicht begründet bewertet. Die EU hat den Antrag daher abgelehnt.
Auch bei einer Kombination aus den Carotinoiden Lykopin und Lutein sowie Vitamin E und Selen stellte sich der verheißende Erfolg nicht ein. Die EFSA konnte weder eine bessere Verträglichkeit der Haut vor Sonneneinstrahlung, noch eine Aktivierung des Bräunungsvorgangs erkennen. Die EU hat deshalb die Anträge abgelehnt für die Kombination als Sonnenschutz werben zu dürfen.
Was ist Beta-Carotin?
Beta-Carotin zählt zu den sekundären Pflanzenstoffen und findet sich zum Schutz vor photo-oxidativen Prozessen in allen Pflanzen, die dem Licht ausgesetzt sind. Für den Menschen sind Obst und Gemüse die wichtigsten Beta-Carotin Quellen. Hohe Konzentrationen finden sich zum Beispiel in Möhren, Spinat und Aprikosen. Durch Zerkleinern, Erhitzen und die Zugabe von Fett kann der Körper das Beta-Carotin noch besser verwenden. Auch verschiedenen Fertigprodukten, wie zum Beispiel ACE-Getränke oder Süßwaren, wird Beta-Carotin hinzugefügt.
Beta-Carotin kann im Körper zu Vitamin A umgewandelt werden. Zusätzlich spielt die anti-oxidative Wirkung eine Rolle. Durch die Zufuhr von Beta-Carotin erhöht sich dessen Gehalt in der Haut und führt zu einer braun-orangen Tönung, ähnlich wie sie von "Möhrensaft Babys" bekannt ist.
Auf was sollte ich bei der Verwendung von Beta-Carotin achten?
Vor dem Griff zu Beta-Carotin Produkten sollten Sonnenhungrige folgende Hinweise beachten:
- Geringer Schutz: Beta-Carotin Produkte können das Eincremen mit einem Sonnenschutzmittel mit geeignetem Lichtschutzfaktor nicht ersetzen, sondern allenfalls ergänzen.
- Schädlich für Raucher: In Studien wurde bei Rauchern im Zusammenhang mit der Einnahme von Beta-Carotin ein Anstieg der Lungenkrebsrate, sowie erhöhte Risiken bei bestehender Herz-Kreislauf-Problematik festgestellt. Wer regelmäßig zur Zigarette greift, sollte nach Ansicht des Bundesinstituts für Risikobewertung daher eine Höchstmenge von 2 mg Beta-Carotin pro Tagesverzehrdosis eines Nahrungsergänzungsmittels nicht überschreiten. Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde geht davon aus, dass auch für starke Raucher bis zu 15 mg pro Tag (zugesetzt aus Nahrungsergänzung plus Anreicherung plus Farbstoff) sicher sind. Ob die erhöhte Zufuhr von Beta-Carotin auch für Nichtraucher oder andere mögliche Risikogruppen, wie zum Beispiel Asthmatiker ein Risiko darstellt, ist bislang nicht ausreichend erforscht.
- Fehlende Hinweise: Hersteller hatten sich bereits 2001 verpflichtet Raucher ab einer Tagesdosis von mehr als 4,8 mg Beta-Carotin auf ihren Produkten deutlich vor einer Einnahme zu warnen. Viele Packungen mit Sonnenvitaminen enthalten Pillen mit einer empfohlenen Dosis zwischen 5,6 mg und sage und schreibe 25 mg Beta-Carotin pro Tag: Raucher werden allerdings auf gesundheitliche Risiken oftmals nicht oder wenn, dann nur unzureichend aufmerksam gemacht. Klare Warnungen wie "Nicht für Raucher und zur langfristigen Einnahme gedacht" fehlten im Marktcheck fast durchweg. Ebenso weisen Hersteller auf den Verpackungen zumeist gar nicht oder nur sehr uneinheitlich auf den geringen Schutz und die Notwendigkeit, zusätzlich zu den Beta-Carotin Kapseln noch eine Sonnencreme zu verwenden, hin. Darüber hinaus bieten auch nur wenige Versandapotheken hilfreiche Zusatzinformationen – etwa Beipackzettel oder Zutatenlisten. Beim Kauf von Kapseln mit hochdosiertem Beta-Carotin via Internet ist deshalb vor allem bei unbekannten Produkten höchste Vorsicht geboten.
Quellen:
EFSA: Scientific Opinion on the substantiation of health claims related to beta carotene and physiological immune responses of the skin in relation to UV radiation (sun exposure) (ID 198, 1463) pursuant to Article 13(1) of Regulation (EC) No 1924/2006
Hahn A.: Nahrungsergänzungsmittel und ergänzende bilanzierte Diäten. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2. Auflage, 2006
BfR: Beta Carotin in Nahrungsergänzungsmitteln
EFSA: Statement on the safety of β-carotene use in heavy smokers
BfR: 7. Sitzung der BfR-Kommission für Ernährung, diätetische Produkte, neuartige Lebensmittel und Allergien Protokoll der Sitzung vom 11. Juni 2015
BLL: Supplementierung mit Beta-Carotin in Deutschland Stand: 20. Juni 2001 (abgerufen am 12.12.16)